Gedanken zur Jahreslosung – Ich glaube – hilf meinem Unglauben

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Datum/Zeit
Date(s) - 05/04/2020
Ganztägig

Veranstaltungsort
St. Sigismund in Zeilitzheim

Kategorien


Jahreslosung 2020

Ich glaube, hilf meinem Unglauben.

(Markus 9,24)

Gedanken zu Losung und Lehrtext

Sonntag, 5. April 2020

Lobt Gott in den Versammlungen.

(Psalm 68,27)

Als die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte,

dass Jesus nach Jerusalem kommen werde,

nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien:

Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!

(Johannes 12,12-13)

„Versammlungen“ lese ich. Der erste Gedanke ist natürlich: Schön, aber das geht im Moment leider gar nicht. „Versammlungen“ sind nur unter strikten Auflagen möglich. Vorgestern war eine Beerdigung im kleinen, gerade noch erlaubten Rahmen – sehr schlicht gehalten. Von prächtigen Gottesdiensten und großen Musikensembles, wie sie der Psalmdichter im Jerusalemer Tempel vor Augen hatte, können wir zurzeit nur träumen. Und auch dann muss man sich fragen, wie sinnvoll und realistisch solche Träume sind.

 

Auf meiner ersten Pfarrstelle hatte ein Kirchenvorsteher solch einen Traum: Er wollte einen Kirchentag am Ort organisieren, und beim Gottesdienst sollte das ganze Sportstadion voll werden. Ökumenisch sollte es sein, denn die evangelische Gemeinde allein hätte das nicht geschafft. Ein Logo wurde entworfen, ein Programm erstellt. Das Ergebnis war anders als gedacht: Das Stadion wurde nicht gebraucht, es reichte die größte Kirche am Ort. Denn statt der anfangs gedachtem Massen kamen diejenigen, die sowieso in den Pfarreien schon aktiv waren. Für sie war es eine intensive, bereichernde Erfahrung, eine gegenseitiges Kennenlernen und ein Schub an Motivation.

 

Heute besucht man kirchliche Versammlungen nicht, weil „sowieso alle dahin gehen“. Wer heute kommt, hat bewusst aus einem großen Angebot ausgewählt und sich entschieden, der Kirche und ihrer Botschaft ein Stück seiner Lebenszeit zu geben. Wie viele waren es wohl, die beim Einzug Jesu in Jerusalem nur „genauso wie die anderen“ dabei waren? Auf sie war wenig später kein Verlass, aber genauso wenig auf Jünger aus dem engsten Kreis. Dabei waren die Erwartungen hoch: „Hosianna!“ – Herr, hilf uns! Dass diese Hilfe durch einen kommt, der – zuerst von Menschen alleingelassen – auch die Gottverlassenheit durchleben musste, der sich im getragenen Leid und Kreuz als königlicher Überwinder von Sünde und Tod erwies, das ist für mich immer wieder neu eine Schule der Wahrnehmung in der Passionszeit.

Pfarrer Reiner Apel, Gerolzhofen

Mit herzlichen Grüßen.

Bleiben Sie behütet.

Günther Klöss-Schuster, Dekan

Evang.-Luth. Dekanat Castell

Kirchplatz 3

97355 Castell

Tel 09325/9797-0